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Antikoagulantien Sensitivität - Allgemeines
Orale Antikoagulantien sind Hochleistungsmedikamente, die bei venöser Thrombose, Lungenembolie, Herzrhythmusstörungen, nach Herzklappen-Transplantation, Herzinfarkten oder embolischen Komplikationen verschrieben werden. Die Detektion der individuellen Sensitivität gegenüber den häufig verschriebenen Antikoagulantien – Warfarin, Acenocoumarol und Phenprocoumon- ist bei der Erst-Verschreibung dieser Medikamente wichtig, da die korrekte Dosis bezogen auf den Genotyp bis zu siebenfach variieren kann.[1] Das therapeutische Angebot ist begrenzt und eine Überdosierung der Medikamente kann ungünstige Nebenwirkungen wie beispielsweise Blutungen hervorrufen. Das Haupt-Enzym der Biotransformation oraler Antikoagulantien ist ein Isozyme des Cytochrom P450, das CYP2C9. Drei Gen-Varianten des CYP2C9 sind in der europäischen Population bekannt, welche starke, mittlere und schwache Metabolisierer kodieren: Die Allele CYP2C9*2 und CYP2C9*3 führen zu einem schwachen Metabolismus, welcher assoziiert ist mit: CYP2C9 ist ebenfalls beteiligt an der Biotransformation einiger Schleifendiuretika und Angiotensin-II-Rezeptor-Blockern. Dementsprechend können Patienten mit Polymorphismen in den Allelen des CYP2C9 Genes ungünstige Reaktionen nach bestimmter medikamentöser Therapie erleiden. Ein weiteres Gen dessen Polymorphismus die Sensitivität gegenüber oralen Antikoagulantien beeinflusst istVKORC1. Es codiert für die Untereinheit des Vitamin K-Epoxid-Reduktase-Komplexes, das Ziel der oralen Antikoagulantien. Die Promoterregion dieses Genes beeinhaltet einen Polymorphismus, -1639G/A, welcher das Expressionslevel beeinflusst. Das A-Allel reduziert die Proteinexpression. Folglich sollten Patienten mit dem Genotyp -1639AA geringere Dosen Warafin erhalten, während Patienten mit dem Genotype -1639GG eine höhere Dosierung benötigen.[3] Die Frequenz desVKORC1 -1639GA Genotypes in der europäischen Population beträgt 40–50%. 1. Stehle S, Kirchheiner J, Lazar A, Fuhr U. ‘Pharmacogenetics of oral anticoagulants: a basis for dose individualization’. Clin Pharmacokinet, 2008, 47(9), 565–94. 2. Lindh JD, Holm L, Andersson ML, Rane A. ‘Influence of CYP2C9 genotype on warfarin dose requirements – a systematic review and meta-analysis’. Eur J Clin Pharmacol, 2009, 65(4), 365–75. 3. Glurich I, Burmester JK, Caldwell MD. ‘Understanding the pharmacogenetic approach to warfarin dosing’. Heart Fail Rev, 2008. |